Wie anonym sind Bankschließfächer in Deutschland?

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Für viele Anleger sind Bankschließfächer eine Alternative zur sicheren Aufbewahrung von Edelmetallen und anderen Wertgegenständen. Allerdings ist eine Eröffnung an bestimmte Auflagen geknüpft. Zudem sind Anonymität und Diskretion nur auf den ersten Blick gegeben, denn die Geldinstitute müssen Kundenlisten führen, die ebenfalls Schließfachnummern beinhalten. Daher werden sie häufig »Schließfachregister« genannt, auf das Finanzbehörden über das Kontenabrufverfahren zugreifen können.

Bankschließfach in Deutschland und Anonymität
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Typischer Tresorraum einer Bank mit Kundenschließfächern

Die Goldmünzensammlung oder das Anlagesilber benötigt eine diebstahlsichere Unterbringung. Ein Wand- oder Möbeltresor in den eigenen vier Wänden oder im Büro stellt zwar eine adäquate Lösung dar, doch ist seine Installation oft nicht möglich oder zu aufwendig.

Ein Bankschließfach schafft hier schnell und unkompliziert Abhilfe, denn die bankeigenen Tresoranlagen befinden sich in speziell gesicherten Bereichen des Gebäudes und bieten einen gehobenen Einbruchschutz. Doch wie sieht es mit dem Service aus? Viele Schließfachkunden stellen sich die folgenden Fragen:

  • Können Bankschließfächer auch anonym angemietet werden?
  • Unterliegen die Kundendaten dem Bankgeheimnis?
  • Wer hat Zugriff auf Schließfach und Inhalt? Und ist dieser automatisch versichert?


Hier finden Sie Antworten auf diese und weitere Fragen.

Kontoeröffnung, Meldepflicht und Schließfachregister

Wer in Deutschland ein Bankschließfach mieten möchte, stellt schnell fest, dass nicht jedes Kreditinstitut oder alle Bankfilialen einen Tresorraum für Kunden bereithalten. Fast immer ist dieser Service jedoch der eignen Kundschaft vorbehalten. Das bedeutet zwangsläufig, dass Anleger zunächst ein Kundenkonto beim betreffenden Anbieter eröffnen müssen. Das hat den Hintergrund, dass die Jahresmiete für das Schließfach vorab von diesem Konto eingezogen wird. Handelt es sich nicht um die Hausbank, sondern lediglich um ein Zweitkonto kann die Bank zudem ein Sicherungsguthaben verlangen, das mindestens der Höhe einer Jahresgebühr entspricht.

Durch die unumgängliche Kontoeröffnung ist das Unternehmen automatisch im Besitz der Kundenstammdaten. Darüber hinaus besteht bei deutschen Banken eine gesetzliche Informations- und Meldepflicht zur Führung der erfassten Daten in Kundenlisten, welche in einem Zentralregister gespeichert werden. Neben Name, Adresse und Geburtsdatum ist hier ebenfalls die Nummer des Schließfachs hinterlegt. Unter Anlegern werden diese Kundenlisten daher auch als »Schließfachregister« bezeichnet. Denn es ist weder eine anonyme Kontoeröffnung noch eine geheime Schließfachnutzung möglich.

Das Kontenabrufverfahren der Finanzaufsichtsbehörden

Die Kundendaten- und Listen unterliegen zwar dem Bankgeheimnis, jedoch ist in Deutschland das sogenannte automatische Kontenabrufverfahren erlaubt. Unter anderem wird es vom Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) genutzt, um im Verdachtsfall leichter Steuersünder aufzuspüren oder um Zugriff auf Konten und Schließfächer bei Insolvenzen zu erhalten. Der automatisierte Abruf von Kontoinformationen ist unter Paragraf 24c des Kreditwesengesetzes (KWG) sowie in der Abgabenverordnung (AO, § 93, Abs. 7-10) festgehalten.

Das Kontenabrufverfahren dient ebenfalls der Geldwäscheprävention und zur Bekämpfung der Terrorismusfinanzierung. Diese Bereiche überwacht die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), welche für die Ausübung ihrer Tätigkeiten die Datenbanken der Geldinstitute einsehen darf. Zudem hat die BaFin im begründeten Verdachtsfall das Recht, Bankkonten, Depots oder Bankschließfächer sicherheitshalber einzufrieren, um weitere Transaktionen zu verhindern. Auch wenn es nicht als erwiesen gilt, dass die in Bankschließfächern eingelagerten Inhalt tatsächlich zur Geldwäsche genutzt werden.

Der Zugang zum Bankschließfach und dessen Versicherung

Anders als bei vielen privaten Lagerunternehmen erhalten Kunden in der Regel nur zu den klassischen Banköffnungszeiten Zugang zu ihrem Schließfach. Da Banken an Wochenenden und Feiertagen geschlossen sind, ist kein Zugriff auf den Inhalt möglich.

Zudem steht Kunden meist nur einen Zweitschlüssel zur Verfügung, während ein weiterer Schlüssel im Institut verbleibt. Häufig ist der Zugriff auf das Bankschließfach ausschließlich über das Zweischlüssel-Prinzip möglich: Ein Bankangestellter öffnet das erste Schloss mit dem Bankschlüssel, dann kann der Kunde mit seinem Schlüssel die zweite Sperre aufschließen. Ähnlich verhält es sich mit codegesicherten Schließfächern.

Je nach Bankunternehmen sind die angebotenen Versicherungsleistungen sehr unterschiedlich. Da die Ansprüche verschieden sind, überlassen die Institute die Absicherung nicht selten vollständig ihren Kunden. Die Basisversicherungen der Banken decken meist Schäden ab, die durch Einbruchdiebstahl, Raub, Vandalismus, Feuer oder Wasser entstehen können. Dabei spielt die Versicherungssumme eine entscheidende Rolle. Hier sind Spannen von 20.000 bis zu einer Million Euro möglich. Je größer die Summe und umfangreicher die Leistungen, desto höher die Beiträge.

Bankschließfach in Deutschland und Anonymität
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Die wichtigsten Punkte zu deutschen Bankschließfächern im Überblick:

  • Bankschließfächer zeichnen sich durch ein sicheres Umfeld in gepanzerten Tresoranlagen aus.
  • Zur Eröffnung eines Bankschließfachs wird ein Konto beim anbietenden Kreditinstitut benötigt. Dadurch verfügt die Bank über alle Kundenstammdaten.
  • Durch die Meldepflicht der Banken werden alle Kundendaten und Schließfachnummern in einem Zentralregister (Schließfachregister) erfasst, auf das Behörden Zugriff erhalten. Eine Anonymität ist nicht möglich.
  • BaFin und BZSt nutzten das automatische Kontenabrufverfahren für Steuerfahndungen und zur Geldwäscheprävention.
  • Kunden erhalten nur Zweitschlüssel der Bank und können lediglich während der Banköffnungszeiten auf den Schließfachinhalt zugreifen.
  • Bankschließfächer sind nicht automatisch versichert. Je nach Anbieter variieren die Versicherungssummen und Schadenleistungen.

Fazit: Ungeeignet, wenn Anonymität und Diskretion wichtig sind!

Bankschließfächer in Deutschland eignen sich gut zur Lagerung von Edelmetallen, Schmuck und anderen Wertgegenständen. Sie stellen gewiss hohe Sicherheitsstandards zur Verfügung. Durch die Erfassung der Stammdaten und die Meldepflicht ans Zentralregister ist jedoch keine anonyme Nutzung möglich. Zudem können Behörden über den Kontenabruf auf die Daten zugreifen und Einfluss nehmen. Dadurch wird das Bankgeheimnis stark eingeschränkt. Für Schließfachkunden, die Wert auf Anonymität und Diskretion legen, ist der persönliche Tresor bei der Bank gleich aus verschiedenen Gründen inadäquat.

Sie möchten wissen, wie deutsche Bankschließfächer im Vergleich mit anderen Lagermöglichkeiten abschneiden? In unserer Vergleichsübersicht sehen Sie, welche Vor- und Nachteile Bankschließfächer in Deutschland bieten.