Vollautomatische Schließfachanlagen

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Definition Vollautomatische Schließfachanlagen

Ob in Banken oder bei bankenunabhängigen Schließfachanbietern: Noch vor einigen Jahren ging es nicht ohne Personal, wenn ein Kunde auf sein Schließfach zugreifen wollte. Die in den meisten Fällen mechanischen Anlagen mussten von einem Bankangestellten oder dem Betreiberpersonal per Schlüssel, elektronischer Verriegelung oder mittels Zahlenschlosses vorgesperrt werden. Der Kunde kann dann mit seinem Schlüssel das Fach öffnen und wieder verschliessen.
Ein modernes, automatisches Schließfach oder 24 h Schließfach dagegen wird ausschließlich von Robotern bedient. Abgesehen vom Sicherheitspersonal, welches den Zutritt eines Kunden zum Betriebsgelände überwacht, benötigen vollautomatische Schließfachanlagen keine menschliche Anwesenheit mehr. Die Roboter transportieren das Schließfach automatisch in einen gesicherten Raum, in dem die Kunden dann auf den Inhalt zugreifen können.

Der größte Vorteil solcher Anlagen ist die Zugangsmöglichkeit rund um die Uhr und meist an 365 Tagen im Jahr. Eingelagert werden können neben Edelmetallen in Form von Münzen oder Barren, auch Dokumente, Schmuck, Aktien oder digitale Währungen. Darin unterscheidet sich eine vollautomatische Schließfachanlage also nicht von einer mechanischen mit Anwesenheit von Menschen. Allerdings herrschen bei vielen vollautomatischen Anlagen strenge Gewichtsbeschränkungen, die teils weit unter der Belastungsgrenze für normale, manuelle Schliessfachanlagen liegen. So sind Gewichtslimite von 5, 10 oder 20kg für automatische Anlagen ganz normal, wohingegen reguläre Schliessfächer in der Regel mit 30kg belastbar, teils auch bis zu 100kg pro Fach und manche Tresore auch gänzlich ohne Gewichtsbeschränkung sind.

Wie funktioniert ein 24 Stunden Schließfach

Digitale Prozesse gestalten den Umgang mit einem automatischen Schließfach besonders einfach. Die Kundenregistrierung ist häufig innerhalb weniger Minuten per App oder auf der Homepage des jeweiligen Anbieters möglich. Wer ein Schließfach bei einer Bank anmieten will, muss dagegen deutlich mehr Zeit mitbringen. Bis das Fach genutzt werden kann, vergehen bei einem klassischen Banktresor mitunter einige Tage.

Überprüfen der Zutrittsberechtigung bei vollautomatischen Schließfachanlagen

Vollautomatische Schließfachanlagen können von Kunden nur nach einer umfangreichen Überprüfung der Zutrittsberechtigung betreten werden. Dazu ist eine Zwei- und teilweise sogar eine Drei-Faktor-Authentifizierung erforderlich. Erst dann kann der Kunde auf den Inhalt der Schließfächer zugreifen. Dazu müssen berechtigte Personen einen mehrstufigen Prozess durchlaufen, bei dem häufig auch biometrische Daten überprüft werden.

Schritt 1: Zunächst erfolgt die Überprüfung der Berechtigung zum Betreten des Betriebsgeländes und der Tresoranlagen. In den meisten Fällen kommt dafür eine personalisierte ID Karte zum Einsatz. Diese wird den Kunden nach Vertragsabschluss per Post zugeschickt. Auf dem Betriebsgelände wird der Schließfachinhaber dann entweder von einem Kundenbetreuer an der Anmeldung begrüßt. Gibt es kein Personal, muss der Kunde alle folgenden Abläufe in Eigenregie erledigen. Den exakten Ablauf gibt der jeweilige Anlagenbetreiber vor.

Schritt 2: Um in die Kundenkabine der Anlage zu gelangen, muss die personalisierte ID Karte erneut an den Scanner gehalten werden. Danach wird der Kunde aufgefordert, einen nur ihm bekannten persönlichen Pin einzugeben. Erst danach entriegelt die Kabinentür und das Selbstbedienungsareal kann betreten werden.

Schritt 3: In vielen Fällen ist dann noch eine dritte Authentifizierung nötig, um das persönliche Schließfach zu erhalten. Häufig muss nach dem erneuten Einlesen der ID Karte und der Eingabe des PINs zusätzlich noch ein Fingerabdruck gescannt werden. Erst wenn alle drei Eingaben korrekt waren, fährt ein Roboter im Tresorraum zum betreffenden Schließfach und legt es in die Schleuse, die mit der Kundenkabine verbunden ist.

Die nun in die Kundenkabine gebrachte Schliessfachkassette ist eventuell mit einem mechanischen Schloss verriegelt, zu dem der Kunde den Schlüssel hat.

Kunden erhalten keinen Zutritt zum Tresorraum

In gewöhnlichen Schließfachanlagen betritt der Kunde selbst den Tresorraum und kann direkt auf sein persönliches Fach zugreifen. Bei einem 24 Stunden Schließfach sind nur Roboter im Tresorraum unterwegs. Der Roboter nimmt die georderte Schließfachkassette aus dem Regal und legt es in die Schleuse zur Kundenkabine. Erst dann kann der Kunde das Schließfach öffnen – teilweise mit einem Schlüssel.
Nach der Entnahme des Inhalts wird die Kassette vom Kunden wieder in die Schleuse gelegt. Der Roboter erkennt das und bringt es automatisch zurück an die Ausgangsposition der Tresoranlage.

Bild eines Räubers, der einen Tresor ausraubt.
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Sicherheitsrisken bei einem 24 h Schließfach

Ein automatisches Schließfach ist für Kunden aufgrund des jederzeit möglichen Zutritts, meist rund um die Uhr und an 365 Tagen, besonders praktisch. Der hohe Automatisierungsgrad einer solchen Anlage bringt jedoch auch Nachteile mit sich, die traditionelle Schließfachanlagen der Banken oder privaten Anbietern nicht haben. So können sich etwa sogenannte „Hacker“ illegal Zugriff auf die Steuerung der vollautomatischen Schließfachanlage verschaffen. Gelingt ein solches Eindringen in die Steuerungssoftware der Anlage, muss die Tresoranlage nicht gewaltsam und mit hohem technischem Aufwand aufgebrochen werden. Sind die Hacker erst einmal in die Steuerung der Anlage gelangt, können sie sich automatisch vom Roboter Fach für Fach kommen lassen und plündern. Bei vielen dieser vollautomatischen Anlage gibt es keinen Wachschutz auf dem Gelände.
Verhindern können solche Vorfälle nur die höchsten Sicherheitsstandards, was für klassische Tresoranlagen ebenso gilt wie für ein modernes und vollautomatisches 24 Stunden Schließfach. Deshalb ist es für Kunden besonders wichtig, bei der Wahl des Schließfachanbieters darauf zu achten, dass die Sicherheitstechnik der Tresoranlage „State of the Art“ ist. Die Presse hat in den letzten Jahren mehrmals über spektakuläre Raubüberfälle durch Hacker in vollautomatischen Schließfachanlagen berichtet.

Raiffeisenbank Basel Aeschenplatz

Die Raiffeisenbank Basel, Aeschenplatz wurde Opfer eines Raubüberfalls ihrer vollautomatischen Tresoranlage. Dabei gelang kriminellen Hackern die Manipulation der Anlage und sie konnten 22 Schließfächer der vollautomatischen Anlage plündern. Die 24 h Schließfachanlage war die Tresoranlage eines bekannten Herstellers. Der Kundenzugriff auf das Tresorfach erfolgte mit einer ID-Karte und einer zusätzlichen, individuellen PIN.

Plünderung automatischer Schließfächer in Saarbrücken und Mainz

Auch in Deutschland gab es Hackerangriffe nach einem ähnlichen Muster auf die vollautomatische Schließfachanlage der Sparda-Bank, Saarbrücken. Die Diebe konnten in die Steuerung der Anlage eindringen und in der Folge etliche Schließfächer leerräumen. Parallel dazu raubte eine andere Diebesgruppe die automatische Tresoranlage der Sparda-Filiale in Mainz aus und konnte den Inhalt mehrerer Kunden-Schließfächer entwenden.

Bankenunabhängige Schließfächer als solide Alternative

Falls Sie solche Hackerrisiken bei vollautomatischen Schließfachanlagen ausschließen wollen, bietet sich etwa die bankenunabhängige Tresoranlage der Swiss Gold Safe AG in der Gotthardregion an. Eine weitere sehr sichere Alternative sind die ebenfalls bankenunabhängigen Schließfächer im Fürstentum Liechtenstein.

Beide Standorte bieten eine Hochsicherheitsanlage zum Lagern von Edelmetallen, Bargeld, Dokumenten, Schmuck etc. Vergleichbar den vollautomatischen Anlagen mit 24 Stunden Schließfächern sind auch sie, dank eines Pikett-Service, nach Voranmeldung jederzeit zugänglich. Das anwesende Personal verbessert die Sicherheit im Vergleich zu einer vollautomatischen Tresoranlage erheblich: Da im Vorfeld eines Zutritts zur Tresoranlage ein Termin vereinbart werden muss, können keine Unbefugten Zutritt zu der Schließfachanlage erlangen. Außerdem sorgt dieses Verfahren für eine maximale Diskretion für den Kunden.

Zusammenfassung

  • Der Kundenzugriff auf ein automatisches Schließfach ist ohne das Beisein von Mitarbeitern der Anlage möglich.
  • Ein automatisches Schließfach ist häufig rund um die Uhr und das ganze Jahr über für Kunden verfügbar.
  • Die Gewichtsbeschränkungen von teils nur 5, 10 oder 20kg bei vollautomatischen Anlagen sind teils sehr einschränkend.
  • Häufig ist eine Drei-Faktor-Autorisierung für den Zugang zur vollautomatischen Schließfachanlage erforderlich.
  • Vollautomatische Schließanlagen sind teilweise Ziel von Hackerangriffen, wenn sie nicht nach den neuesten Sicherheitsstandards abgesichert werden.
  • Herkömmliche Schließfachanlagen mit persönlicher Betreuung und Bewachung durch lokales Sicherheitspersonal bieten einen erhöhten Schutz für die eingelagerten Wertgüter und die Kunden.
  • Häufig weisen herkömmliche Schließfachanlagen auch eine erhöhte Diskretion auf, da bei der Terminvergaben für Zutritt darauf geachtet wird, dass sich keine Kunden vor Ort im Tresor begegnen.